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und kam in 70 Tagen kaum so weit, als jetzt ein Seemann in 70 Stunden kommt. Die ganze Fahrt ging so langweilig von Statten, man ward so oft genöthigt, auf kleinen Inseln Monate lang um der Kranken willen still zu liegen, daß sicherlich aus dem ganzen Zuge nichts geworden wäre, hätte nicht Almagro sich fleißig mit Mannschaft und Lebensmitteln eingestellt und wäre nicht Pizarro selbst ein Mann von so unbeugsamem Charakter gewesen. Pizarro's Unternehmungsgeist wuchs mit den immer größer werdenden Schwierigkeiten. Erst am Ende des Jahres 1526 langte er an der peruanischen Küste an. Er fand aber das Land so bevölkert und bebaut, daß er nicht daran denken konnte, mit seiner geringen Mannschaft sich hier fest zu setzen. Er handelte daher von den Wilden blos eine Menge goldener und silberner Gefäße für europäische Kleinigkeiten ein und nahm ein paar junge Peruaner mit, die er tut Spanischen unterrichten lassen wollte, um sie künftig zu Dolmetschern gebrauchen zu können. So kam er nach drei mühseligen und fast unnütz verbrachten Jahren 1527 in Panama wieder an.
Da von dem Statthalter noch immer keine Unterstützung zu erlangen war, so reiste er geradezu nach Spanien, trat vor den König Karl und machte diesem von seinen überstandenen Drangsalen eine so rührende, von den Reichthümern Peru's eine so reizende Schilderung, daß der König, dem es ohnehin nur einen Titel kostete, den kühnen Mann sogleich zum Statthalter des zu erobernden Landes ernannte und ihm freie Vollmacht ertheilte, seine Offiziere und andere Beamte selbst zu wählen. Dafür versprach Pizarro, die Kosten der Unternehmung mit seinen Freunden ganz allein zu tragen. Kortez, der sich damals gerade in Spanien befand, hörte nicht sobald von seinem Unternehmen, als er seinem alten Kriegsgefährten sogleich eine beträchtliche Summe vorschoß und ihm mit seinem besten Rath an die Hand ging.
Die Reise ward 1529 mit drei Schiffen und 180 Mann ange-treten. Nach 13 Tagen landete Pizarro an der peruanischen Küste. Im Vertrauen auf seine Kanonen und Musketen und aus seine 36 Pferde, welche den Eingeborenen eine wunderbare Erscheinung waren, wandte er keine von Kortez' Klugheitsmaßregeln an, sondern brach wie ein beutegieriger Löwe in die schüchternen Horden ein. Die Indianer wurden verscheucht und ihre Hütten geplündert, in denen sich Gold in ungeheurer Menge fand. Als dies Letztere bekannt wurde, ward es dem Almagro in Panama leicht, eine Menge frischer Rekruten anzuwerben und nachzuschicken. Am Flusse Piura ward hierauf die erste Kolonie anqeleqt, welche man St. Michael nannte.
Bei einem so ungestümen Verfahren wäre es wohl unmöglich gewesen, ein volkreiches Land, das sich gegen 300 Meilen längs der Seeküste erstreckte, mit einigen hundert Menschen in so kurzer Zeit zu erobern, wenn n*cht zu eben dieser Zeit ein innerer Zwist das Reich gespalten hätte. Kurz vor der Ankunft der Spanier war der König (Inka, auch Sohn der Sonne genannt), Namens Huana Kapak, gestorben, der als ein
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Extrahierte Personennamen: Pizarro Karl Karl Pizarro Pizarro Michael Inka Namens_Huana_Kapak
Extrahierte Ortsnamen: Panama Spanien Spanien Panama
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Es formte unmöglich Alles in peruanischer Sprache dem Inka klar gemacht werden. Was jedoch Atahualpa von der unvernünftigen Rede verstehen konnte, beantwortete er mit großer Vernunft und Mäßigung. Der Pater geriet!) darüber vermöge seiner Dummheit in Wuth, schlug immer auf sein Brevier und schrie: „Da steht's! da steht's l" Ruhig nahm der Inka das Buch, hielt es — unbekannt mit europäischer Schreibkunst — an's Ohr und sagte: „Es schweigt, es sagt mir nichts," und warf es gleichgültig zur Erde. „Ha, verfluchter Heide!" rief bei diesem Anblick der Pfaff, — „so verhöhnst du Gottes Wort? Christen, habt ihr's gesehen? Auf, zum Gewehr, zum Gewehr! Rächet diese Entheiligung an diesen ruchlosen Hunden!" Pizarro winkte und im Augenblick waren alle Säbel entblößt, die Peruaner an der Seite des Inka wurden niedergehauen, er selbst von Pizarro fortgeschleppt, indeß draußen die beiden Kanonen losgebrannt wurden, die mehr durch das plötzliche Aufblitzen des Feuers und den entsetzlichen Knall, als durch ihre verheerenden Wirkungen, Schrecken und Flucht verbreiteten. Ein Heer von vielleicht 30,000 Menschen, das in der Ebene zerstreut stand, ward so von ein paar Schüssen verscheucht, wie ein Fliegenschwarm durch einen Schlag auf den Tisch. Aber der Fanatismus der Spanier war mit diesem Triumph noch nicht zufrieden. Die Reiterei schwang sich auf die Pferde, setzte den Fliehenden nach und metzelte so lange unter den Indianern, als es der Tag erlaubte. Man rechnet auf 4000 Peruaner, die an diesem Tage ermordet sein sollen. Die Beute an Gold und Silber war unermeßlich.
3. Atahualpa's Tod (1533).
Der unglückliche Inka, den die erste Ueberraschung in eine dumpfe Erstarrung versetzt hatte, sah sich bei seinem Erwachen mit unaussprechlicher Angst von seinen Freunden verlassen, mitten im Kreise der furchtbaren Fremdlinge, die sich an seinem Anblick weideten. Er weinte, er zitterte und wußte nicht, was er thun, was er sagen sollte. Als er aber sah, mit welcher Gier die Spanier in dem erbeuteten Golde wühlten, erbot er sich, ihnen von diesem Zierrath (denn weiter hatte das gelbe Metall für ihn keinen Werth) das ganze Zimmer voll, so hoch man reichen könne, zu verschaffen, wenn man ihn dafür in Freiheit setzen wolle. Die Spanier erstarrten fast vor freudiger Bestürzung bei diesem Versprechen. Pizarro hielt ihn beim Wort, zog in der angegebenen Höhe einen schwarzen Strich um alle vier Wände des 22 Fuß langen und 16 Fuß breiten Zimmers und gab ihm sein Wort, daß er ihn ganz gewiß frei lassen wolle, wenn er sein Versprechen erfülle.
Es wäre den Peruanern, nachdem sie sich von dem ersten Schrecken erholt hatten, ein Leichtes gewesen, noch jetzt die wenigen Spanier zu überwältigen, aber die Liebe zu ihrem gefangenen Könige war so groß, daß sie um seinetwillen die furchtbaren Feinde lieber gar nicht reizen wollten. Sie beeiferten sich dagegen, die von ihm verlangten goldenen Gefäße aus allen Häusern und Tempeln des ganzen weiten Reichs zusammen zu holen und
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alle Tage kamen einige selbst aus den entferntesten Gegenden mit ihren Schätzen an. Huas kar, der noch von Atahualpa's Leuten gefangen gehalten wurde, hörte nicht sobald von diesen Dingen, als er dem Pizarro noch mehr versprechen ließ, wenn er ihn frei machen wolle. In dieser mißlichen Lage blieb dem geängstigten Atahualprr kein Ausweg übrig, als seinen Stiefbruder ermorden zu lasten. Nichts hätte dem Pizarro erwünschter sein können, als diese Mordthat, denn sie gab ihm einen herrlichen Vorwand, sein Wort zu brechen. Als nämlich nack langem Zusammentragen das ungeheure Zimmer wirklich bis an den schwarzen Strich voll Goldes war und der hoffende Inka nun frei zu sein begehrte, erhielt er zu seinem tödtlichen Schrecken die Antwort, daran sei nun gar nicht zu denken.
Unterdessen führte Almagro seinem Freunde Rekruten über Rekruten zu, denn Alles wollte nun in Peru dienen. Wirklich stellte auch die Geschichte kein ähnliches Beispiel von einer solchen Belohnung der Soldaten auf. Nach vorgenommener Theilung sämmtlicher Schätze fielen auf jeden Reiter 8000 Pesos (damals im Werthe von eben so viel Friedrichsd'or), auf jeden Fußgänger die Hälfte und auf die Offiziere fielen ungeheure Summen. Mit einem Schatze von wenigstens einer Million Thaler ging Pizarro's jüngster Bruder nach Spanien, um dem erstaunten Könige das Gold zu überreichen, und brachte darauf so viel Abenteurer mit zurück, daß in Kurzem ganz Peru von Spaniern wimmelte, die mit Goldstücken wie mit Rechenpfennigen spielten und die Peruaner wie Hausthiere behandelten.
Dem Pizarro war indeß sein Gefangener längst ein lästiger Gast gewesen. Er beschloß, ihn in bester Form Rechtens aus der Welt zu schaffen; so ward sein eigenes Gewissen beruhigt und die böse That erhielt in den Augen der Einfältigen den vollen Schein der Gerechtigkeit. Es ward ein Gerichtstag angesetzt, Advokaten und Gerichtsschreiber wurden ^stellt, Protokolle geschrieben, Zeugen verhört, der förmliche Prozeß eingeleitet, Pizarro und Almagro saßen persönlich zu Gericht. Das Ergebniß des ganzen Gaukelspiels war, daß der unglückliche Inka als Usurpator*), Brudermörder, Götzendiener, Polygamist**) und Aufruhrstifter gegen den König von Spanien schuldig befunden wurde, lebendig verbrannt zu w erd en. Alle Anwesende, auch Valverde, unterschrieben das Urtheil, das sogleich vollzogen werden sollte. Der Inka erblaßte vor Schrecken, da er es vernahm. Er flehte um Gnade, er weinte, er bat, man möchte ihn doch nach Spanien senden, der König würde ja menschlicher sein — vergebens! Pizarro befiehlt, ihn augenblicklich zum Richtplatz zu führen. Es geschieht. Unterwegs gesellt sich Valverde zu ihm und will ihn bekehren, er verspricht ihm Linderung der Strafe, wenn er sich noch zuin Gott der Christen wende. Die Hoffnung des Lebens lockt den Armen, er
*) Der sich die Herrschaft angemaßt.
**) Der mehrere Frauen hat.
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Extrahierte Personennamen: Inka Pizarro Inka Inka
Extrahierte Ortsnamen: Peru Spanien Spanien Spanien
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kriegerischer Mann das benachbarte Quito erobert und eine Tochter des Königs von Quito geheirathet hatte. Dieses war freilich wider das Gesetz, denn er hatte bereits eine Gemahlin. Von seiner ersten Frau hatte er einen Sohn Huaskar, von seiner zweiten Frau einen jüngeren Atahualpa. Nach des Vaters Willen sollten sich beide Söhne in die hinterlassenen Länder theilen; aber das wollte Huaskar nicht, und so gährte das unglückliche Reich in vollem Bürgerkriege. Atahualpa, dem das Heer seines Vaters zu Gebote stand, hatte soeben seinen Stiefbruder gefangen bekommen und alle übrigen Sprößlinge aus dem Geschlechte der Jnka's ermorden lassen.
Diesem Zwiespalt verdankte es Pizarro, daß man ihn so tief eindringen ließ, ohne ihm Widerstand entgegen zu setzen. Huaskar, sobald er von den neuen Ankömmlingen gehört hatte, schickte sogleich hülfebittende Gesandte an die Spanier. Atahualpa, dem dabei nicht wohl zu Muthe war, schickte gleichfalls Boten an Pizarro und suchte durch reiche Geschenke seine Freundschaft zu gewinnen. Dem Atahualpa ließ Pizarro sagen, er sei geneigt, ihm beizustehen, nur müsse er ihn erst sprechen, denn er sei der Abgesandte eines großen Königs und habe ihm wichtige Dinge zu eröffnen. Er ging ihm auch gleich nach Kapamalka entgegen, einem peruanischen Flecken, in welchem man einige seltsame steinerne Gebäude, dem Anschein nach einen Sonnentempel und einen Palast, neben einander fand. Pizarro verwandelte mit einiger Nachhülfe diese feste Steinmassen in eine Verschanzung, ließ einen Graben davor ziehen und pflanzte seine zwei Kanonen vor den Eingang hin.
2. Atahualpa gefangen (1532).
Pizarro hatte sich den Kortez zum Muster genommen; ihm in der Gefangennehmung des Montezuma nachzuahmen, war sein heißester Wunsch, und die vertrauensvolle Gutmüthigkeit des Inka machte ihm die Ausführung leicht.
Auf Pizarro's freundschaftliche Einladung hatte der Inka ihm einen Besuch versprochen und erschien auch wirklich mit einer Pracht und einem so wohlgeordneten, feinbekleideten Hofstaat, daß die Spanier ihn nicht ohne Bewunderung betrachten konnten. Auch was er sagte, war so verständig, daß ein Menschenfreund große Freude über diese achtungswerthen Halbwilden empfunden haben würde. Pizarro dagegen sah nur sein Gold und wie hätte er den Atahualpa achten können, da dieser ein Heide war? Es erfolgte jetzt eine der scheußlichsten Scenen, welche die Geschichte kennt.
Pizarro's Feldpater, Vincenz Valverde, trat hervor und hielt eine seltsame Anrede in spanischer Sprache an den Inka, worin er ihm die Geschichte von der Schöpfung, von dem Sündenfall, der Menschwerdung, dem Leiden und der Auferstehung Christi, ferner von der Ernennung des heiligen Petrus zum Statthalter Jesu Christi, vom Papste u. s. w. vorerzählte und ihn dann aufforderte, sich dem christlichen Glauben, dem Papst und dem König von Spanien zu unterwerfen. Darauf bedrohete er ihn mit schrecklichen Strafen, wenn er sich weigern würde.
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Pizarro sogleich bett Prozeß macht und ihn als einen Hochverräter hinrichten läßt.
Der König von Spanien, der zuerst durch Almagro's Freunbe diese schänblichethat erfuhr, sanbte sogleich einen klugen Mann, Don Christoval Vacabe Castro, Richter im königlichen Gerichtssaale zu Valla-bolib ab, die Sache zu untersuchen. Ferbinanb Pizarro, der gleich bamitf am Throne erschien, konnte selbst durch ein großes Geschenk die Sache nicht Hinbern, sonbern würde vielmehr selbst zurückbehalten und ist vermuthlich im Gefängniß gestorben.
5. Neue Entdeckungen.
Gonzalo Pizarro, der attbere Bruder, welcher Statthalter von Quito war, versuchte unterbessen die Entbeckung des Landes jenseits der Anben-gebirge mit 340 Soldaten und 400 Jnbianern, die das Gepäck tragen mußten. Die üppige Vegetation in bett feuchten Gegenbeit hemmte so sehr alles Fortschreiten, daß man sich durch die Bäume bnrchbrängen und sich Schritt vor Schritt erst mit dem Schwerte Bahn durch das Gesträuch machen mußte. Wo die Wälber aufhörten, begannen die Sümpfe, und diese wechselten wie der mit bett höchsten Gebirgen ab, die eine viel größere Höhe als unsere Alpen erreichen. Dabei fattb matt wenig Lebensrnittel, ttirgettbs angebautes Land, überall viel giftiges Ungeziefer und zwei Monate hinter eittanbcr regnete es unaufhörlich. Es waren Schwierigkeiten zu über-toinben, von welchen sich ein in Betten und wohlgeheizten Zimmern aufgezogener Knabe keinen Begriff macht.
En blich, fast nach einem Jahre täglichen angestrengten Wanberns, kommen die kühnen stanbhaften Männer an einen der großen Flüsse, die sich in bett Marannon ober Amazonenfluß ergießen. Mit vieler Mühe warb hier eine Barke gezimmert. Sie faßte aber nur 50 Mann und über diese erhält ein gewisser Franz Orellana das Kommanbo, mit dem Aufträge, die Ufer bieses Flusses bis an bett Marannon zu untersuchen und dann Bescheib zu bringen. Dieser aber, froh des beschwerlichen Durchkriechens der Wälber und Sümpfe überhoben zu sein, berebet seine Gefährten, mit ihm nach Spanien zu gehen, und setzt einen Einzigen, der so treulos nicht sein will, an's Land aus. Dann rubert er munter bett Ma-rannott hinab, tauscht Lebensrnittel von bett Milben ein und erreicht die Insel Kubagua,woer spanische Schiffe antrifft, die ihn und die Seinen aufnehmen. Es beliebte biesem Abenteurer, von seiner Reise wunberbare Fabeln auszubreiten, z. B. von einer Amazonenrepublik, einem Elborabo, wo die Dächer mit Golb- und Silberblech gebeckt wären, u. bgl. m.
Die armen Zurückgebliebenen warteten inbeß so lange auf ihn vergebens, bis jener Ausgesetzte unter tauienb Tobesängsten sich zu ihnen hinburchgewunben hatte. Ihren Zorn und Schrecken kann man sich benken. Sie waren über 200 Meilen von Quito entfernt. Wurzeln, wilbe Beeren, dann ihre Hunbe und Pferbe und zuletzt Ungeziefer und das Leber von den Sätteln und Degengehängen warb ihre Nahrung. Der Rückweg war
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Extrahierte Personennamen: Christoval_Vacabe_Castro Ferbinanb_Pizarro Gonzalo_Pizarro Franz_Orellana Franz
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Wird getauft und dafür — kurz vor der Verbrennung — am Pfahle erdrosselt.
Viele edle Offiziere und (Sememe wandten sich ab von dem unwürdigen Anblick und murrten laut über diese Schändung des spanischen Namens.
4. Almagro's Tod (1538).
Pizarro's Armee erhielt jetzt fast mit jedem Monat neuen Zuwachs, und dies machte es ihm möglich, auf Kutzko, die Residenz des Inka, los-zugeheu und sie in Besitz zu nehmen. Almagro erhielt nun auch vom spanischen Hofe, was er sich gleich anfangs ausbedungen, aber von Pizarro nicht erhalten konnte, eine eigene Statthalterschaft über 200 Meilen Landes jenseits Pizarro's Gebiet. Bei näherer Erkenntniß des Landes ergab sich, daß Kutzko schon zu Almagro's Gebiet gehöre, und darüber entstand der erste Streit. Pizarro stellte sich indessen zur Nachgiebigkeit bereit und so trat Almagro seinen Zug über die wildesten und höchsten Gebirge nach Chili an, einen der beschwerlichsten und undankbarsten, die je gemacht worden sind. Gold fand er wenig und das Volk war so streitbar, daß an eine Niederlassung noch nicht zu denken war.
Pizarro richtet unterdessen die Regierung in Peru ein, bauet eine ordentliche Hauptstadt, das heutige Lima (1535), und vertheilt nach alter Weise Ländereien und Eingeborne unter diese Spanier. Viele Offiziere zerstreuen sich mit kleinen Trupps im Lande umher, theils um das Innere kennen zu lernen, theils um Gold zu suchen. Dies benutzt ein übriggebliebener Sprößling aus dem Geschlecht der Jnka's; er sammelt seine Völker und treibt die kleine spanische Besatzung in Kutzko so in die Enge, daß sie dem Verhungern nahe ist. Da erscheint der aus Chili zurückgekehrte Almagro, schlägt die Peruaner, nimmt aber auch die spanische Besatzung gefangen, worunter zwei Brüder Pizarro's sind. Er hatte um so mehr Ursache, diesen Theil von Pizarro's Gebiet für sich zu fordern, da sein wildes Land gegen das reiche und schöne Peru gar nicht in Betracht kam. Daß er aber mit Gewalt nahm, was ihm gebührte, war ein Beweis, daß er Pizarro's Charakter kannte. Seine Freunde riechen ihm sogar, dessen Brüder hinrichten zu lassen und gegen ihn selbst nach Lima zu marschiren, weil jener ihm sonst zuvorkommen werde; doch dies schien ihm zu hart.
Und doch ward diese Menschlichkeit sein Verderben. Der eine Bruder Pizarro's entwischte ihm, den andern schlug Pizarro vor als Gesandten, den man nach Spanien schicken sollte, damit der König selber entscheide. Almagro, der gern Alles zum Guten lenken wollte, traut dem Fuchs noch einmal, der ihn schon so oft betrogen hat, und läßt den Bruder los. Dieser, anstatt nach Spanien zu reisen, kommt mit Pizarro's ganzer Macht nach Kutzko, liefert dem alten kranken 75jährigen Almagro im Angesicht aller Peruaner eine blutige Schlacht (1538), worin er Sieger bleibt; er bringt den Almagro selbst gefangen nach Lima, wo ihm der rachedurstende
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Erwerbung großer Kolonien in Ostindien berufen, die erste Handelsmacht der Welt zu werden.
Die oberdeutschen Handelsstädte wie Nürnberg, Augsburg und Basel suchten sich den veränderten Verhältnissen anzubequemen. Viele deutsche Männer standen als Büchsenschützen und Landsknechte, als Bergleute und Ackerbauer, als Matrosen und Steuerleute in spanischem und portugiesischem Dienste, so daß schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Lissabon eine Kolonie oberdeutscher Landsleute bestand. Auch die oberdeutschen Kaufleute begründeten in Lissabon Filialen. Die Fugger aus Augsburg bemächtigten sich des Bergwerksbetriebes in Almaden und erbaten sich im Jahre 1530 die Erlaubnis, Niederlassungen in den Ländern zwischen Peru und der Magelhaes-straße zu gründen. Die Welser aus Augsburg erwarben in Verbindung mit anderen deutschen Kaufhäusern die Kolonie Klein-Venedig (Venezuela), deutsche Schiffe fuhren nach dem La Plata und nach Brasilien, deutsche Kaufleute besaßen Kupferbergwerke in San Domingo, Silberminen zu Sultepeque und Kupfergruben in Kuba.
Aber mit dem Verlauf der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts brechen diese Beziehungen ab. Seit der Mitte des Jahrhunderts mehren sich in Augsburg die Bankerotte, im Jahre 1614 fallieren schließlich die Welser, und 1653 liquidieren auch die Fugger, fast als die letzten, ihr spanisches Geschäft.
Im Jahre 1581 eroberte Spanien Portugal. Damit begannen alle Völker, die Spanien feindlich waren und bisher ihre orientalischen Waren aus Lissabon bezogen hatten, vor allem Niederländer und Engländer, nunmehr mit Umgehung Spaniens selbst nach Indien zu fahren; und sie siegten in dieser Richtung seit Ende des 16. Jahrhunderts. Es war der Ruin Spaniens und Portugals und damit auch der Untergang des oberdeutschen, auf die pyrenäische Halbinsel gestützten ozeanischen Handels. Nachdem die englische Flotte Spaniens Seemacht vernichtet hatte, mußte sie auch Holland zu überflügeln. Schon 1600 hatten die Engländer ihre ostindische Hcmdeskompagnie errichtet, 50 Jahre später demütigten sie Holland völlig, und seitdem blieben sie Sieger in jedem Seekrieg, und ihr Handelsgebiet rourde durch jeden Frieden erroeitert.
Dieselben Ursachen, die den oberdeutsch-italienischen Handel lahm legten, kamen dem Aufblühen der ozeanischen Küsten Deutschlands im höchsten Maße zugute. Vor allem genossen die Niederlande mit dem Beginn der neuen Periode des Welthandels die Gunst der Lage. An der heutigen deutschen Nordseeküste kam besonders Hamburg in Aufschwung. Seine Kaufleute besorgten den nordischen Handel, Hamburgs-sehe Schiffe brachten Getreide und Kriegsmaterial nach Spanien, befuhren die Häsen des Mittelmeeres und Brasiliens. Freilich gegenüber
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Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Nürnberg Basel Lissabon Lissabon Peru Venezuela La_Plata Brasilien San_Domingo Kuba Spanien_Portugal Spanien Lissabon Spaniens Indien Spaniens Portugals Spaniens Holland Holland Deutschlands Niederlande Hamburg Spanien Brasiliens
388
unternahm der thatenmuthige Ferdinand Cortez die Eroberung des
mexikanischen Reiches, dessen Einwohner, die Azteken, in volkreichen
Städten wohnten und einen bedeutenden Grad von Bildung besaßen.
„Wie uns nun alle diese bewundernswürdige Herrlichkeit in's Auge
fiel," heißt es in einer gleichzeitigen Schilderung, „wußten wir gar nicht,
was wir sagen sollten, und wir standen an, ob auch Alles, was uns
vorlag, wahr und wirklich sei. Hier stellte sich eine große Reihe Städte
aus dem Lande dar; dort stiegen noch mehrere mitten aus dem See empor.
Eine zahllose Menge von Fahrzeugen wogte um uus herum; von Strecke
zu Strecke hatten wir eine neue Brücke zu passiren und vor uns dehnte
sich die große Stadt Mexico in all ihrer Herrlichkeit aus. Und wir, die
wir dies Alles ansahen und durch die zahllose Menschenmasse hinzogen,
waren ein Häuschen von vierhundert und fünfzig Mann, und hatten den
Kopf noch voll von den Warnungen der Bewohner von Huexotzinco,
Tlaskala und Tlalmanalco, und von den Vorsichtsmaßregeln, die sie uns
empfohlen, um unser Leben gegen die Mexicaner sicher zu stellen. Will
der günstige Leser die Lage, in der wir uns befanden, genau erwägen, so
darf ich ihn wohl fragen. Ob es je Männer gegeben, welche ein so
kühnes Wagstück unternommen haben? —"
Die Stadt Mexico ward erobert, der König Montezuma in
seinem eigenen Palast gefangen. Aber auch hier ward dem Eroberer die
Statthalterschaft des neuen Landes entzogen. Wie Columbus, starb Cortez
in Kummer und Verdruß über den Undank seines Gebieters.
Mit wildem Uebermuth und roher Grausamkeit vollendete Pizarro
die Eroberung des goldreichen Peru auf eine Weise, die den blühenden
Staat und das gebildete, sanfte Volk an den Rand des Abgrunds brachte.
Von Peru aus hatte Orellana unter unglaublichen Anstrengungen und
Gefahren den Amazonen ström entdeckt und durch seine fabelhaften
Schilderungen von dem wunderbaren Goldlande die Begierde auf's Höchste
angefeuert.
„Die Entdeckungen, welche unsere europäischen Seefahrer in fernen
Meeren und auf entlegenen Küsten gemacht haben," sagt Schiller, „geben
uns ein eben so lehrreiches als unterhaltendes Schauspiel. Sie zeigen
uns Völkerschaften, die auf den mannichfaltigsten Stufen der Bildung
um uns herumgelagert sind, wie Kinder verschiedenen Alters um einen
Erwachsenen stehen und durch ihr Beispiel ihm die Erinnerung bringen,
was er selbst vormals gewesen und wovon er ausgegangen ist. Eine
weise Hand scheint uns diese rohen Völkerstämme bis auf den Zeitpunkt
aufgespart zu haben, wo wir in unserer eigenen Kultur weit genug würden
vorgeschritten sein, um von dieser Entdeckung eine nützliche Anwendung
aus uns selbst zu machen und den verlorenen Anfang unseres Geschlechtes
aus diesem Spiegel wieder herzustellen."
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Cortez Ferdinand König_Montezuma Columbus Cortez Pizarro Schiller
50
von Goa konnten nach langem Streit nur durch eine päpstliche Bulle be-
wogen werden, die theuren Ueberreste des großen Statthalters herauszu-
geben.
Die Spanier in Peru (1526).
1. Pizarro.
Seit Balboa's kühnen Zügen richtete der Golddurst seine Augen un-
aufhörlich nach jenem Lande, das, nach allen Aussagen der Indianer, des
Goldes Vaterland sein sollte. Der nichtswürdige Mörder des Balboa,
Pedrarias, war aber zu feig, um selbst eine Unternehmung zu wagen,
und zu eifersüchtig, um Andern Vorschub zu leisten. So unterblieben
alle Versuche, bis sich zuletzt ein Triumvirat zusammen fand, das sich erbot,
auf eigene Kosten eine Reise in jenes Land zu unternehmen. Dies konnte
der Statthalter nicht verhindern.
Der Erste unter den Dreien, dem es beschieden war, große und
glänzende Thaten eines Alexander zu vollbringen, war früher ein armer
Sauhirt gewesen; Franz Pizarro war sein Name. Als Bastard eines
hartherzigen Edelmannes und einer gemeinen Dirne war er früh in die
Fremde gestoßen worden, und im Kampf mit dem rauhen Schicksal hatte
er nichts von den zärtlichen, geselligen Empfindungen eingesogen, welche
diejenigen Kinder mit in die Welt nehmen, die aus einem wohlgeordneten
Vaterhause und aus den Armen einer liebevollen Mutter in's Leben über-
gehen. Daher finden wir in Pizarro's ganzem Leben keine Spur von
Wohlwollen und treuer Liebe. Nachdem er als Knabe die Schweine ge-
hütet, trieb ihn sein feuriger Geist in den Krieg nach Italien und zuletzt
nach Amerika, wo er mit Kortez und Balboa bekannt wurde. Den Letzteren
hatte er auf seinen Zügen begleitet und schon damals hatte er ausgezeich-
nete Proben von Verstand und Tapferkeit abgelegt.
Nicht viel geringere Talente, doch etwas mehr Gutmüthigkeit, besaß
sein Waffenbruder Diego del Almagro, der seine eigenen Eltern nicht
einmal anzugeben wußte. Der dritte Mann im Kleeblatt war ein Priester,
Hernando de Luque, der das Geld zum Zuge hergeben wollte, das
er sich in der neuen Welt zusammen gewuchert hatte; man hatte ihm das
erste Bisthum in Peru versprochen.
Almagro wandte gleichfalls sein ganzes Vermögen an das Unter-
nehmen, und Pizarro, der nichts hatte, erbot sich dafür, das schwerste Ge-
schäft, den Anführerposten, zu übernehmen. Almagro sollte ihm von Zeit
zu Zeit Hülfe zuführen und die Beute sollte unter alle Drei gleich vertheilt
werden. Der Vertrag ward auf eine geweihte Hostie beschworen, von
welcher jeder der drei Kontrahenten ein Stück verzehrte, woraus Luque noch
eine feierliche Messe las.
Am 14. November 1525 segelte hierauf Pizarro mit einem Schiff
und 113 Mann ab. Er hatte gerade die ungünstigste Witterung getroffen
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Extrahierte Personennamen: Pizarro Alexander Alexander Franz_Pizarro Franz Diego_del_Almagro Almagro Pizarro
Extrahierte Ortsnamen: Peru Golddurst Italien Amerika Peru
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gerischer Mann das benachbarte Quito erobert und eine Tochter des
Königs von Quito geheirathet hatte. Dieses war freilich wider das Gesetz,
denn er hatte bereits eine Gemahlin. Von seiner ersten Frau hatte er einen
Sohn Huaskar, von seiner zweiten Frau einen jüngeren Atahualpa.
Nach des Vaters Willen sollten sich beide Söhne in die hinterlassenen
Länder theilen; aber das wollte Huaskar nicht, und so gährte das unglück-
liche Reich in vollem Bürgerkriege. Atahualpa, dem das Heer seines Vaters
zu Gebote stand, hatte soeben seinen Stiefbruder gefangen bekommen und
alle übrigen Sprößlinge aus dem Geschlechte der Inkas ermorden lassen.
Diesem Zwiespalt verdankte es Pizarro, daß man ihn so tief ein-
dringen ließ, ohne ihm Widerstand entgegen zu setzen. Huaskar, sobald
er von den neuen Ankömmlingen gehört hatte, schickte sogleich hülfebittende
Gesandte an die Spanier. Atahualpa, dem dabei nicht wohl zu Muthe
war, schickte gleichfalls Boten an Pizarro und suchte durch reiche Geschenke
seine Freundschaft zu gewinnen. Dem Atahualpa ließ Pizarro sagen, er
sei geneigt, ihm beizustehen, nur müsse er ihn erst sprechen, denn er sei
der Abgesandte eines großen Königs und habe ihm wichtige Dinge zu er-
öffnen. Er ging ihm auch sogleich nach Kapamalka entgegen, einem
peruanischen Flecken, in welchem man einige seltsame steinerne Gebäude,
dem Anschein nach einen Sonnentempel und einen Palast, neben einander
fand. Pizarro verwandelte mit einiger Nachhülfe diese festen Steinmassen
in eine Verschanzung, ließ einen Graben davor ziehen und pflanzte seine
zwei Kanonen vor den Eingang hin.
2 Atahualpa gefangen (1532).
Pizarro hatte sich den Kortez zum Muster genommen; ihm in der
Gefangennehmung des Montezuma nachzuahmen, war sein heißester Wunsch,
und die vertrauensvolle Gutmüthigkeit des Inka machte ihm die Ausfüh-
rung leicht.
Auf Pizarro's freundschaftliche Einladung hatte der Inka ihm einen
Besuch versprochen und erschien auch wirklich mit einer Pracht und einem
so wohlgeordneten, feinbekleideten Hofstaat, daß die Spanier ihn nicht ohne
Bewunderung betrachten konnten. Auch was er sagte, war so verständig,
daß ein Menschenfreund große Freude über diese achtungswerthen Halb-
wilden empfunden haben würde. Pizarro dagegen sah nur sein Gold und
wie hätte er den Atahualpa achten können, da dieser ein Heide war? Es
erfolgte jetzt eine der scheußlichsten Scenen, welche die Geschichte kennt.
Pizarro's Feldpater, Vincenz Valverde, trat hervor und hielt eine
seltsame Anrede in spanischer Sprache an den Inka, worin er ihm die
Geschichte in der Schöpfung, von dem Sündeufall, der Menschwerdung,
dem Leiden und der Auferstehung Christi, ferner von der Ernennung des
heiligen Petrus zum Statthalter Jesu Christi, vom Papste u. s. w. vor-
erzählte und ihn dann aufforderte, sich dem christlichen Glauben, dem Papst
und dem König von Spanien zu unterwerfen. Darauf bedrohete er ihn
mit schrecklichen Strafen, wenn er sich weigern würde.
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